Ein Interview mit Volker Platz anlaesslich seines 4. Dan beim Sommerlehrgang 2015

Wir nutzen die Gelegenheit für ein paar Fragen an Volker :

Hallo Volker, herzlichen Glueckwunsch zum 4. Dan

danke, ich habe mich sehr gefreut die Pruefung ablegen zu duerfen. In unserem Verband entscheidet Meister Asai (8. Dan, der Bundestrainer des Fachverbands fuer Aikido in Deutschland; er hat unter dem Begruender des Aikido selbst trainiert) - wann jemand bereit ist geprueft zu werden. Insofern ist das dann auch eine Ehre die einem zuteilwird.

Aikido ist eine Kampfkunst. Kannst Du uns bitte kurz sagen warum Du Aikido und keine andere Kampfkunst machst?

Ich habe vor dem Aikido schon mehrere Jahre Judo, Karate und Taijiquan trainiert die ich zu der jeweiligen Zeit spannend fand. Aber erst beim Aikido fuehlte ich angekommen zu sein. Das besondere an Aikido ist, dass es eine Kampfkunst ist in der ausschliesslich Selbstverteidigung trainiert wird. Angriffe sind im Konzept nicht vorgesehen und Wettkaempfe finden bei uns nicht statt. Man setzt sich im Wesentlichen mit sich selbst auseinander wie gut man auf dem Weg des Aikido vorankommt und steckt sich seine Ziele selber. Aber natuerlich ist Aikido als Kampfkunst ein Weg mit Konflikten zunaechst rein koerperlich umzugehen. Wenn man es vom Ende eines Kampfes her betrachtet ist es beim Aikido so, dass ein fuer beide Seiten verletzungsfreier Ausgang der Auseinandersetzung moeglich ist. Dieses Konzept findet sich so in keiner anderen Kampfkunst und macht Aikido einmalig. Die erste Silbe Ai bedeutet nicht zuletzt deshalb Harmonie.

Wie funktioniert das?

Ein Konflikt - wenn er sich denn nicht mehr vermeiden laesst - laeuft im Idealfall so, dass der Angriff vom Aikidoka entschlossen (Ki...) aufgenommen wird, und dem Angreifer seine Grenzen klargemacht werden. Die Energie des Angreifers wird dabei nicht mit brutaler Kraft gestoppt. Vielmehr versuchen wir die Energie des Angriffs zu unseren eigenen Gunsten in oft kreisfoermigen Bewegungen so zu nutzen, dass der Angreifer auf dem Boden zu liegen kommt. Unsere Antwort auf einen Angriff kann dabei so dosiert werden, dass der Angreifer, je nachdem wie frueh er kapiert am Ende zu sein, mehr oder weniger unangenehm aber kompromisslos zu Boden gebracht wird. Im Training arbeiten wir aber daran die angenehme Variante zu betonen.

Was bedeutet Aikido fuer Dich?

Ich finde, dass Aikido - nach allem was darueber gesagt wird - die denkbar zivilisierteste Kampfkunst von allen ist. Es fuehlt sich ausserdem toll an die harmonischen Aikidobewegungen zu machen und ich denke, dass dies auch einen positiven Einfluss auf das gesamte Lebensgefuehl hat. Es finden sich durchweg nette Leute im Aikido da die Philosophie des Aikido diejenigen fern haelt, die diese nicht teilen moechten. Da jeder sein Trainingspensum nach seiner persoenlichen Leistungsfaehigkeit dosieren kann, ohne durch sportlichere Teilnehmer an den Rand gedraengt zu werden, ist Aikido zu ueben bis ins hohe Alter moeglich. Mit 51 Jahren bin ich laengst nicht der aelteste auf der Matte (lacht). Unser Training laeuft dann so ab, dass alle einander helfen ihre Techniken zu verbessern. Da sind bei uns alle gefragt. Nicht nur der Lehrer. Da es keine Wettkaempfe gibt ist das moeglich, da keiner den anderen dominieren muss und ihn als moeglichen spaeteren Kontrahenten vielleicht sogar in seiner Entwicklung stoeren moechte. Wieder so ein Aspekt der Harmonie (Ai)

Und was bedeutet dann der 4.Dan?

Mit dem 4. Dan weist der Gepruefte nach, dass er alle technischen Grundlagen des Aikido beherrscht wie sie in der Pruefungsordnung gefragt sind. Aikido waere aber keine japanische Kampfkunst, wenn der Weg damit zu Ende gegangen waere. Die Vielfalt der Techniken ueberblickt kaum ein Aikidoka vollstaendig und vor allem kann die Arbeit an den Techniken und an sich selbst immer weiter verfeinert werden. Bei uns gilt der Meistergrad dann auch erst fruehestens mit der Verleihung des 5. Dan als erreicht. Auch wenn wir schon mit dem ersten Dan den schwarzen Guertel tragen duerfen wissen wir doch, dass noch ein weiter Weg (Do) vor uns liegt, der nie abgeschlossen sein wird.